Hessischer Bildungsserver / Grundschulen in Hessen

Kultusministerin Wolff übergibt Extra-Unterrichtsmaterialien für neue Deutschkurse

Aktuelle Pressemitteilung des Hessischen Kultusministeriums

Dieser Beitrag ist abgelaufen: 13. Oktober 2002 00:00

Mit Übergabe der ersten „Start-Pakete“ für Deutschkurse hat Kultusministerin Karin Wolff heute in der Riedhofschule in Frankfurt zugleich den Startschuss für das neue Einschulungsverfahren in Hessen gegeben. Mit diesem Verfahren werden nun schon bei der Anmeldung in der Grundschule gezielt die Deutschkenntnisse der Kinder von Ausländern und Aussiedlern getestet. Reichen diese nicht aus, haben die Kinder dank des jetzt um sechs Monate vorgezogenen Anmeldetermins hinreichend Zeit, um noch vor ihrem ersten Schultag freiwillige Vorlaufkurse zu besuchen. „Die Vorlaufkurse sind eine frühe Starthilfe, damit die Kinder schon an ihrem ersten Schultag im Unterricht mitreden können“, erklärte Wolff. Der vorgezogene Anmeldetermin im September und Oktober dieses Jahres gilt für alle Kinder, die im Schuljahr 2003/04 eingeschult werden sollen.

Für die neuen Vorlaufkurse hat das Kultusministerium eigens entwickelte „Start-Pakete“ mit Unterrichtsmaterialien für Lehrkräfte zusammengestellt. Der Termin in Frankfurt war gleichsam Auftakt für 15 regionale Dienstversammlungen, in denen mehr als 700 Pädagogen aus den Grundschulen in Hessen mit den neuen Unterrichtsmaterialien vertraut gemacht werden. „Wir sind gut vorbereitet: Die Staatlichen Schulämter werden bei Bedarf rund 350 Vorlaufkurse einrichten, in denen mehr als 5.000 Kinder in Deutsch fit gemacht werden können“, so Wolff. Der Bedarf sei bewusst hoch kalkuliert worden; Erfahrungen zeigten, dass von den jährlich rund 9.000 ABC-Schützen nichtdeutscher Herkunft etwa ein Drittel eine Deutschförderung benötigten. „Das Hessische Kultusministerium wird die Grundschulen im Lande bei der Einrichtung von Vorlaufkursen nicht alleine lassen“, verwies Wolff darauf, dass das Ministerium in diesem Jahr 38 Millionen Euro allein zur Förderung von Zuwandererkindern zur Verfügung stellt. Damit würden 904 Lehrerstellen finanziert, wobei in diesem Jahr die personelle Versorgung der Vorlaufkurse zur frühen Sprachförderung absolute Priorität habe. „Wir reden nicht nur, wir handeln: Diese Landesregierung hat der schulischen Integration von ausländischen Kindern den nötigen Schub gegeben“, verwies Wolff auf die eindrucksvollen Bilanz, wonach 45.176 Kinder von Ausländern oder Aussiedlern im Schuljahr 2001/2002 an Deutschförderkursen teilgenommen hatten und damit 22.163 oder 96,3 Prozent mehr als im Schuljahr 1999/2000. Die Zahl der Deutschkurse sei in dem genannten Zeitraum von drei Jahren sogar um 112 Prozent von 3.013 auf 6.401 gestiegen. „In Hessen geht fast jeder vierte ausländische Jugendliche ohne Hauptschulabschluss von der Schule ab und nur jeder zehnte Ausländer macht das Abitur. Diesen Zustand wird diese Landesregierung beseitigen“, sagte die Ministerin. Zum Vergleich: Nur jeder zwölfte Deutsche verlässt die Schule ohne Hauptschulabschluss, annähernd jeder dritte deutsche Schüler macht Abitur „Hauptursache für das bescheidene Abschneiden der zugewanderten Kinder und Jugendlichen sind mangelnde Deutschkenntnisse“, erläuterte Wolff das Motiv für die Neuregelung im Hessischen Schulgesetz, die den Erwerb von deutschen Sprachkenntnissen vor dem ersten Schultag zur Pflicht macht. Die Vorlaufkurse umfassen laut Wolff in der Regel 10 bis 15 Wochenstunden für jeweils 10 bis 15 Kinder. Sie werden von Lehrkräften und pädagogischen Fachkräften der Grundschulen unterrichtet, die in der Regel Erfahrung mit Erstklässlern, Kindern in Eingangsstufen oder auch Vorklassen besitzen. Die Ministerin ist überzeugt, dass sich die Einrichtung von Vorlaufkursen auf das gemeinsame Lernen aller künftigen Erstklässler positiv auswirken wird. „Die pädagogisch schwierige Arbeit der Lehrkräfte in Klassen mit hohem Zuwandereranteil wird wesentlich erleichtert“, sagte sie. Wolff appellierte an die Eltern, das Angebot der freiwilligen Vorlaufkurse für ihre Kinder anzunehmen und so mit dafür Sorge zu tragen, dass ihre Kinder rechtzeitig vor Eintritt in die Schule Kenntnisse in der deutschen Sprache erwerben können. Vorlaufkurse sind kostenlose vorschulische Angebote für Kinder, die vor ihrer Einschulung noch nicht über so viel Kenntnisse in der deutschen Sprache verfügen, um die Lehrkraft und die Mitschülerinnen und Mitschüler in einer ersten Klasse überhaupt verstehen und dem Unterrichtsgeschehen sprachlich folgen zu können. Die Kurse können im Verbund mit mehreren Schulen organisiert werden oder auch in Räumen des Kindergartens stattfinden, sofern der Träger der Einrichtung dies befürwortet. „Ob Ballungsraum oder ländliches Gebiet: Der organisatorische Spielraum ist groß genug, um die besten Lösungen vor Ort gesucht und gefunden werden können“, sagte Wolff. Auf jeden Fall müsse die Weiterentwicklung bestehender Kooperation möglich bleiben.

| 13.9.2002