Hessischer Bildungsserver / Grundschulen in Hessen

"Einführung in die Fremdsprache" wird verpflichtendes Unterrichtsfach

Frühes Fremdsprachenlernen jetzt flächendeckend in hessischen Grundschulen

Dieser Beitrag ist abgelaufen: 5. November 2004 00:00

Ab dem Schuljahr 2003/04 wird das Fach "Einführung in eine Fremdsprache" in den Klassen 3 und 4 flächendeckend erteilt und ist nun fester Bestandteil des Pflichtunterrichts in der Grundschule. "Fremdsprachen zu beherrschen ist im Zeitalter der Globalisierung ein unbedingtes Erfordernis. Allein die Vielsprachigkeit kann es unseren Kindern ermöglichen, erfolgreich in den internationalen Wettbewerb einzutreten und Europa mitzugestalten", so Kultusministerin Karin Wolff. Diese Chance werde vom neuen Schuljahr an allen Kindern an den 1.174 Grundschulen in Hessen geboten.

Im 3. und 4. Schuljahr erhalten die Schülerinnen und Schüler zwei Wochenstunden Fremdsprachenunterricht. Wie in allen anderen Unterrichtsfächern auch, werden im Fremdsprachenunterricht Noten erteilt. Allerdings sind die Noten für die "Einführung in eine Fremdsprache" nicht versetzungsrelevant. Welche Fremdsprache unterrichtet wird, entscheidet die Gesamtkonferenz jeder Schule in Zusammenarbeit mit dem Schulelternbeirat. Ein Großteil der Schulen hat sich für Englisch entschieden, ein kleinerer Teil für Französisch und einige wenige Schulen unterrichten Spanisch oder Italienisch.

Mit dem flächendeckenden Fremdsprachenunterricht wird ein langer Prozess in Hessen erfolgreich abgeschlossen. Bereits seit den 60er Jahren gab es Schulversuche mit Englisch ab der 3. Klasse; erstmals im Jahr 1989 konnten Grundschulen eine Fremdsprache ab der 3.Klasse in ihr Unterrichtsangebot aufnehmen. Seither hat sich der Kreis der Schulen mit einem Fremdsprachenangebot ständig erweitert. "Dies unterstreicht eindrucksvoll den hohen Stellenwert des Fremdsprachenunterrichts in Hessen", so die Ministerin.

Der Rahmenplan für die hessischen Grundschulen beschreibt die Ziele, Themen und Inhalte des Fremdsprachenunterrichts. Um einen qualitativen Unterricht zu fördern, gibt es für den Englisch- und Französischunterricht Handreichungen, die den Rahmenplan konkretisieren und Anregungen und Hilfen für die tägliche Unterrichtsgestaltung geben.

Zur Qualifizierung der Lehrkräfte wird in Hessen in diesem Jahr zum zweiten Mal eine Fortbildungsreihe "Fremdsprachenunterricht in der Grundschule - Englisch" durchgeführt. Im vergangenen Jahr wurden 143 Lehrkräfte fortgebildet, derzeit nehmen mehr als 230 Lehrerinnen und Lehrer daran teil. Sie wurden nach der Bedarfsmeldung der einzelnen Schulen ausgewählt. Französischkenntnisse werden weiter durch das deutsch-französische Austauschprogramm von Grundschulehrerinnen- und lehren gefördert. Ein weiteres wichtiges Instrument zur methodisch-didaktischen Unterstützung der Unterrichtsplanung und der Lernenden ist das Sprachenportfolio. Das Kultusministerium hat in zweijähriger Zusammenarbeit mit der Universität Gießen und hessischen Schulen dieses Portfolio nach den Vorgaben des Europarats für ein Europäisches Portfolio der Sprachen entwickelt. Seit Oktober 2002 steht es allen interessierten Lehrkräften zur Verfügung und kann von der Internetseite des Ministeriums (http:// » ) herunter geladen werden.

Nicht nur bei der Lehrerfortbildung, sondern auch in der Lehreraus- und -weiterbildung engagiert sich Hessen. Die Landesstiftung Baden-Württemberg, das Land Hessen und die Justus-Liebig-Universität in Gießen haben gemeinsam den Grundstein zur Entwicklung eines Aufbaustudiengangs "Didaktik des frühen Fremdsprachenlernens" gelegt, der im Herbst in die Erprobungsphase geht.

Initiativen vieler hessischer Schulen tragen zudem zur Weiterentwicklung des frühen Fremdsprachenlernens bei. Im Schuljahr 1994/95 startete z. B. die Freiherr-vom-Stein-Schule in Gladenbach (Landkreis Marburg-Biedenkopf) einen Probelauf mit "Englisch ab Klasse 1", der im Jahr 2000 von einem Schulversuch in ein reguläres Angebot umgewandelt wurde. Diesem Projekt haben sich alle umliegende Grundschulen im Schulverbund angeschlossen.

In Frankfurt gibt es zwei bilinguale Sprachangebote in der Grundschule: Deutsch-Französisch an der Textorschule und Deutsch-Italienisch an der Mühlbergschule. Nach mehrjähriger Erprobung wurden diese Angebote nunmehr regulärer Bestandteil der Schulprogramme dieser beiden Schulen. Ab dem neuen Schuljahr wird ein weiteres bilinguales Angebot Deutsch-Italienisch an der Holzhausenschule beginnend mit der ersten Jahrgangsstufe eingerichtet, um eine breitere Basis für die Fortführung des bilingualen Angebotes in der weiterführenden Schule, dem Freiherr-vom-Stein-Gymnasium, zu schaffen.

Wolff begrüßt die neuen Regelungen und die vielen Eigeninitiativen der Schulen: "Dies bringt uns unserem Ziel, eine Generation von Europäern heranzubilden, ein großes Stück näher."

| 6.10.2003